Klimakatastrophenzweifel – eine Einführung

Hans Labohm über die verschiedenen Argumente und Standpunkte in der Klimadebatte.

Quelle: Externer Link Novo-Magazin

Professor Sir Nicholas Stern ist Berater der britischen Regierung zu den wirtschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels und Leiter ihres „Economic Service”. Sterns Bericht „Review on the Economics of Climate Change” wurde im Herbst 2006 veröffentlicht. Zuvor hat Stern bereits in Band 7 der Fachpublikation World Economics(4-6/06) einen Artikel veröffentlicht, der auf einer Vorlesung mit dem Titel „What is the Economics of Climate Change?” basierte. Diese Vorlesung hat er am 31. Januar 2006 im „Oxford Institute for Economic Policy” gehalten. Er stellte dabei einen wesentlichen Teil seiner Einschätzungen vor, die sich im „Stern-Bericht” wiederfinden.

Sterns Thesen wurden schon bei der Artikelveröffentlichung heftig kritisiert – und zwar von Ian Byatt u. a. (1) in derselben Ausgabe von World Economics. Laut Byatt und seinen Co-Autoren muß das Thema umfassender, auf Grundlage besserer Informationen und weniger von fraglichen oder falsch verstandenen Vorannahmen bestimmt behandelt werden. Die Autoren weisen darauf hin, daß Stern und sein Team ein düsteres, gar dramatisches Bild des zukünftigen Klimawandels malen und davon weitreichende Folgerungen für die Wirtschaftspolitik ableiten. Doch nach ihrem Urteil ist das Stern-Gremium in seinen Einschätzungen zu selbstsicher und unqualifiziert. In Hinblick auf die wissenschaftlichen Aspekte wird den enormen Unsicherheiten, mit denen die Projektionen nach wie vor behaftet sind, zu wenig Gewicht beigemessen.

In seiner Antwort auf die Kritik, die sich ebenso in Band 7 von World Economics findet, konstatiert Stern, daß Byatt und seine Co-Autoren sich hauptsächlich auf die Wissenschaft vom Klimawandel und einige gut bekannte Kritiken an den Projektionen des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) stützen. Aber er glaubt, sie lägen falsch. Laut Stern läßt „die überwältigende Mehrheit der Fakten keinen Zweifel daran, daß die Bedrohung durch den Klimawandel real und ernst ist. Gegenargumente oder Hypothesen sind durch neue Ergebnisse untergraben und entkräftet worden.”

Stern ist also der Auffassung, der sogenannte „Klimaskeptizismus” sei im Rückzug begriffen. Mit dem Skeptizismus ist der Zweifel gemeint, und zwar an der landläufigen Überzeugung, daß das Klima sich aufgrund durch Menschen verursachter Emissionen von Kohlendioxid (CO2) schnell zum Schlechten wandelt. Ich möchte Stern widersprechen. Hätte er Recht, würde das bedeuten, daß diese Sicht umfassend und überzeugend von den Anhängern der Hypothese von der Menschen gemachten Klimaerwärmung (anthropogenic global warming, im Folgenden kurz AGW genannt) widerlegt worden wäre. Soweit ich sehe, ist dies nicht der Fall. Grund dafür mag sein, daß die Anhänger der AGW nicht mit den wesentlichen Argumenten der Kritiker vertraut sind. Der folgende kurze (zugegebenermaßen stark vereinfachte) Überblick, der sich an ein interessiertes, aber nicht einschlägig vorgebildetes Publikum wendet, mag helfen, diese Lücke zu schließen.

Wie aber will man wissen, welche Maßnahmen getroffen werden müssen, um das Klima zu „kontrollieren”, wenn man das Klimasystem nicht einmal richtig versteht?

Es wird allgemein angenommen, die CO2-Konzentration in der Atmosphäre sei im Verlauf des letzten Jahrhunderts von 285 ppm (Teile pro Million) auf 365 ppm angestiegen. Vertreter der AGW-Hypothese sagen, der Anstieg gehe teilweise auf das Konto der von Menschen verursachten CO2-Emissionen, die für einen Temperaturanstieg von 0,6 Grad Celsius in den letzten 150 Jahren verantwortlich seien. Während der letzten Jahrzehnte sei der Anteil des Menschen sogar substanziell gewesen, sagt das IPCC, das jedoch keine genauen Zahlen nennt. Diese Sicht wird von Klimaskeptikern infrage gestellt.

Klimaskeptiker

Viele Publikationen von Klimaskeptikern lassen sich in Fachzeitschriften nachlesen, die vor Drucklegung von unabhängigen Experten begutachtet werden (peer review). Zahlreiche Artikel sind über das Internet verfügbar. Zu den bekannteren Klimaskeptikern unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen in verschiedenen Ländern zählen:
Khabibullo Abdusamatov; Jarl Ahlbeck; Sallie Baliunas; Tim Ball; Robert Balling; Jack Barrett; Dave Barss; David Bellamy; Sonja Boehmer-Christiansen; Frits Böttcher; Paal Brekke; Adriaan Broere; Ian Byatt; Ian Castles; John Christy; Ian Clarke; Paul Copper; Richard Courtney; Michael Crighton; Petr Chylek; (late) John Daly; Peter Dietze; David Douglass; Hugh Ellsaesser; John Emsley; Hans Erren; Robert Essenhigh; Chris Essex; Bob Foster; Chris de Freitas; Eigil Friis-Christensen; Bas van Geel; Lee Gerhard; Vincent Gray; William Gray; Kenneth Green; Timo Hämeranta; Tom Harris; Howard Hayden; David Henderson; Louis Hissink; Christopher Horner; Douglas Hoyt; Heinz Hug; Sherwood, Keith and Craig Idso; Andrei Illarionov; Yuri Izrael; Albert Jacobs; Kees de Jager; Zbigniew Jaworowski; Hans Jelbring; Madhav Khandekar; Kirill Kondratyev; Chris Landsea; Douglas Leahey; Allan MacRae; Mikhel Mathieson; Stephen McIntyre; Ross McKitrick; Patrick Michaels; Fred Michel; Asmunn Moene; Julian Morris; Thomas Moore; Tad Murty; William Kininmonth; Kirill Kondratyev; Salomon Kroonenberg; Hans Labohm; Knud Lassen; Nigel Lawson; David Legates; Marcel Leroux; Richard Lindzen; Gerrit van der Lingen; Bjørn Lomborg; David Nowell; James O'Brien; Tim Patterson; Bob Pawley; Alan Peacock; Benny Peiser; Roger Pielke; Ian Plimer; Harry Priem; Paul Reiter; Colin Robinson; Art Robinson; Arthur Rörsch; Simon Rozendaal; Rob Scagel; Gary Sharp; Nir Shaviv; Paavo Siitam; Frederick Seitz; John Shotsky; Fred Singer; Robert Skidelsky; Carlo Stagnaro; Phillip Stott; Willie Soon; Roy Spencer; Henrik Svensmark; George Taylor; Henk Tennekes; Dick Thoenes; Jan Veizer; John Weissberger and David Wojick.

Sowohl in offiziellen Veröffentlichungen als auch in den Medien wird häufig behauptet, Klimaskeptiker stellten eine kleine Minderheit innerhalb der wissenschaftlichen Welt dar. Dies ist nicht korrekt. Weltweit haben Zehntausende Wissenschaftler vieler verschiedener Fachrichtungen, einschließlich 72 Nobelpreisträgern, öffentlich Zweifel an der AGW-Hypothese und der ihr zugrunde liegenden Wissenschaft geäußert (siehe Infobox: Klimaskeptiker). In einem von der russischen Regierung beauftragten, im Mai 2004 veröffentlichten Bericht hat auch die Russische Akademie der Wissenschaften ihre Unterstützung der skeptischen Position zum Ausdruck gebracht.

Klimaskeptiker eint, daß sie der AGW-Hypothese und den damit verbundenen politischen Forderungen, wie etwa dem Kiotoprotokoll, kritisch gegenüberstehen. Über diesen gemeinsamen Nenner hinaus sind sie nicht in allen Dingen gleicher Meinung und pflegen keine Konsenskultur.

Klimaskeptiker bezweifeln nicht den Klimawandel. Vielmehr ist Klimawandel seit Bestehen der Erde ein Normalzustand. Doch dies hat nichts mit einem signifikanten Einfluß des Menschen auf das Klima zu tun. Wir wissen nicht, was ein „durchschnittliches”, „stabiles” oder „optimales” Klima ausmacht. Was ist normal? Das heutige Klima? Oder das von vor 100, 1000, 10.000 oder 100.000 Jahren? Ist Klimapolitik mit dem Ziel, das heutige Klima zu erhalten, nicht menschliche Hybris?

Sowohl intuitiv als auch aufgrund wissenschaftlicher Überlegungen fällt es Klimaskeptikern schwer, sich vorzustellen, das Klima, das ein sehr komplexes System darstellt und von einer Vielzahl natürlicher Faktoren abhängt, könne durch das Drehen an einer oder wenigen kleineren Einflußgrößen, wie z.B. der Emission von Treibhausgasen, kontrolliert bzw. stabilisiert werden. Viele Skeptiker, etwa Leroux, glauben, daß der durch Menschen verursachte Anteil am gesamten Treibhauseffekt lediglich 0,3 Prozent betrage. Der natürliche Übergang von Treibhausgasen zwischen Ozeanen, Land und Biosphäre ist beträchtlich. Der menschliche Anteil ist relativ gering. Zudem ist aus geologischer Sicht der gegenwärtige CO2-Anteil in der Atmosphäre nicht besonders hoch.

Die Klimaskeptiker betonen, daß die AGW-Hypothese nicht mehr ist als eine wissenschaftliche Hypothese. Hypothesen sollten durch Beobachtungen überprüft werden. Nach der AGW-Hypothese müßte in den oberen Schichten der Troposphäre und an den Polen die Erwärmung stärker sein als an der Erdoberfläche. Messungen zeigen jedoch, daß dies nicht der Fall ist. Nach der wissenschaftlichen Methode müssen Hypothesen, die mit Beobachtungen nicht übereinstimmen, verworfen und durch andere Hypothesen ersetzt werden. Vertreter der AGW-Hypothese scheinen sich an diese Regel nicht zu halten.

Skeptiker weisen auch darauf hin, daß das Klima ein nicht-lineares, stochastisches System ist. Dies impliziert, daß sich keine Voraussagen machen lassen.

Es ist ein logischer Widerspruch, wenn der IPCC einerseits zugibt, es gebe noch viele Unsicherheiten, auf der anderen Seite jedoch mit viel Nachdruck Aussagen über zu erwartende Katastrophen macht.

Wie steht es aber um die zentrale Sorge, um die Klimaerwärmung? Wie steht es um die Messungen, die genutzt werden, um die weltweite Durchschnittstemperatur zu bestimmen? Wie Pawley bemerkt, haben die Meßinstrumente eine Unsicherheit von plus/minus 0,5 Grad Celsius. Diese Ungenauigkeit, die begrenzte Zahl von Meßpunkten sowie Probleme der Eichung können gemeinsam zu einer Ungenauigkeit von plus/minus einem Grad Celsius führen. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, daß die Meßinstrumente von vor 100 Jahren genauer waren als die heutigen. Wie kann man also sicher sein, daß es eine globale (und nicht lokale) Erwärmung gibt?

Doch selbst wenn es die Ungenauigkeit der Thermometer nicht gäbe, wäre da noch ein Haken: Essex und McKitrick haben darauf hingewiesen, daß Temperaturen den Zustand eines Systems beschreiben, nicht jedoch dessen Eigenschaften. H2O, das wichtigste aller Treibhausgase, existiert in verschiedenen Formen in der Atmosphäre: als Eis, Wasser und Gas. Es wechselt in großem Umfang beständig von einem Aggregatzustand in den anderen, was zu einem Ansteigen oder Absinken der Temperatur führt. Wenn es beispielsweise vom festen in den flüssigen Zustand wechselt (was etwa passiert, wenn Eis aufgrund sich verändernder Meeresströmungen schmilzt), benötigt der Schmelzprozeß Energie, die von der Umgebung kommt, weshalb Thermometer eine Abkühlung registrieren und auch die durchschnittliche globale Temperatur sinkt. Doch diese Abkühlung hat mit keinem wie auch immer gearteten globalen Phänomen zu tun, und es gibt keinen Nettoverlust oder -gewinn an Energie im Gesamtsystem.

Wahrscheinlich wird die Erde, verursacht durch niedrige Sonnenaktivität, in der Mitte dieses Jahrhunderts eine „Mini-Eiszeit” erleben.

Einige Skeptiker, etwa Friis-Christensen, Svensmark, Baliunas, De Jager und Van Geel, betonen den dominanten Einfluß der Sonne auf die Temperaturen auf der Erde und das Klima im Allgemeinen. Kürzlich hat der Astronom Khabibullo Abdusamatov vom „Pulkovo Astronomic Observatory” in St. Petersburg erklärt, die Erde werde, verursacht durch niedrige Sonnenaktivität, in der Mitte dieses Jahrhunderts eine „Mini-Eiszeit” erleben. Die Temperaturen werden etwa ab 2012 fallen, wenn die derzeitige globale Erwärmung, die durch relativ hohe Sonnenaktivität bedingt sei, ihren Höhepunkt erreicht habe. Die niedrigste Durchschnittstemperatur werde etwa in den Jahren 2035 bis 2045 zu vermelden sein. Diese Sicht wird auch durch den belgischen Astronomen Dirk Callebaut unterstützt, der in der Mitte des Jahrhunderts ein „großes Minimum” erwartet, vergleichbar dem Maunder-Minimum (1650–1700), einer Periode, in der die Themse, die Seine und die holländischen Kanäle im Winter zugefroren waren.

In dieses Bild passen auch die Beobachtungen des NASA-Sonnenphysikers David Hathaway, der kürzlich darlegte, daß die großräumige Materieströmung, die für den Zyklus der Sonnenflecken verantwortlich ist, sich zu einem Rekordminimum verlangsamt hat. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf die zukünftige Sonnenaktivität, da Forscher davon ausgehen, daß die Geschwindigkeit der Strömung die Intensität der Sonnenfleckenaktivität auf etwa 20 Jahre im Voraus determiniert. Eine langsame Strömung bedeutet niedrigere Sonnenaktivität. Hathaway glaubt, der 25. Solarzyklus, der seinen Höhepunkt um das Jahr 2022 erreicht, könnte einer der schwächsten seit Jahrhunderten sein.

Andere, wie Neizer und Shaviv, betonen die Rolle von kosmischer Strahlung, die in der Zeit variiert und die zudem durch fluktuierende Sonnenaktivität moduliert wird. Diese Strahlung trifft auf Gasmoleküle in der Atmosphäre und bildet den Nukleus dessen, was ein Wasserdampftröpfchen wird. Diese wiederum bilden Wolken, die einen Teil der Sonnenenergie zurück in den Weltraum reflektieren und die Erde kühlen. Skeptiker wie Neizer und Shaviv glauben, daß die Auswirkung der von Menschen freigesetzten Treibhausgase höchstens ein geringfügiger, möglicherweise sogar ein vollkommen bedeutungsloser Faktor ist.

Eine andere Gruppe, der Lindzen, Singer, Hoyt und Michaels angehören, richtet ihre Kritik auf die Unzulänglichkeiten der Klimamodelle, auf deren Basis das zukünftige Klima vorhergesagt werden soll. Der Zwischenstaatliche Ausschuß für Klimaänderungen, (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC), der die Ansicht der AGW vertritt, betont, daß die Modelle nur Projektionen ergeben und keine Vorhersagen. Dazwischen liegt ein himmelweiter Unterschied. Dennoch wird in der öffentlichen Klimadebatte allzu oft nicht zwischen Projektion und Vorhersage unterschieden.

Die Modelle berechnen Gleichungen über das Kräftespiel von Strömungen. Sie können die Strömungsbewegungen der Atmosphäre und der Ozeane darstellen. Sie sind jedoch nicht wirklich in der Lage, die Wolken, den Staub, die Chemie und die Biologie von Feldern, Bauernhöfen und Wäldern sowie die gesamte Topographie zu berücksichtigen. Sie können also, mit anderen Worten, nicht die reale Welt erfassen, in der wir leben. Die oben genannten Autoren betonen, daß keines dieser Modelle jemals validiert wurde. Die Modelle waren nicht in der Lage, frühere Klimata zu simulieren, und ermöglichen erst recht keine zuverlässigen Projektionen über das zukünftige Klima. Wenn die AGW-Anhänger behaupten, sie hätten ein gutes System gefunden, halten ihnen die Skeptiker entgegen, daß sie mit Tricks arbeiteten, etwa mit der sogenannten Flußkorrektur, einer Anpassung von Wärme- und Feuchteflüssen zwischen Ozean und Atmosphäre, um zu vermeiden, daß die Modelle zu unrealistischen Ergebnissen führen.

AGW-Anhänger behaupten, es sei möglich, zwischen dem menschlich bedingten („menschlicher Fingerabdruck”) und dem natürlich verursachten Treibhauseffekt zu unterscheiden. Natürliche Einflußgrößen sind die Sonne, Vulkanausbrüche sowie natürliche (interne) klimatische Phänomene wie z.B. El Niño. Auf der Basis der günstigsten Annahmen für natürliche Einflußgrö&